NP-E3 Akku-Umbau

Vom berüchtigten „Memoryeffekt“ bei Akkus hat ja schon fast jeder gehört. Was weniger bekannt ist, dass Akkus auch eine sogenannte Selbstentladung haben. Diese ist je nach Akkutechnologie unterschiedlich.
Ich möchte hier aber nicht über LiIon/NiMH oder ähnliche Akkutypen philosophieren – das gibt es zB unter http://www.batteryuniversity.com/index-german.htm sehr viel umfangreicher.

Meine Kameras sind eher altertümlich und somit haben sie noch keine leichten LiIon Akkus sondern die guten alten NiMH Zellen verbaut. Einen Ersatzakku zu haben ist zwar gut und schön, nur was bringt ein Akku der nicht mehr die volle Kapazität besitzt? Einmal Aufgeladen und zwei bis drei Monate gelagert, hat der Akku durch die oben genannte Selbstentladung schon ein gutes Stück seiner Ladung verloren.

In der letzten Zeit werden immer mehr NiMH Akkus vorgestellt, die eine sehr geringe Selbstentladung haben – was liegt also näher als solche Akkus in einen Akkupack für die Kamera einzubauen?

In meinem Fall ist dies ein NP-E3 Akku für Canonkameras – dieser Akku hat eine Nominalspannung von 12V. Da jede NiMH Zelle 1,2V hat, sind also 10 Zellen verbaut die auch natürlich für den Umbau bereitliegen sollten.

Zuerst werden die zwei Schrauben gelöst um den Verschluss zu entfernen.
Danach wird es etwas knifflig: Die Gehäusehälften sind scheinbar per Ultraschall miteinander verschweißt – also muss entlang dieser Schweißnaht das Gehäuse mit einem scharfen Messer wieder geöffnet werden.
Vorsicht bei der Ladebuchse! Hier ist ein kleiner Absatz der nicht durchgeschnitten werden sollte!

Jetzt sieht man schon den verklebten Zellenpack. Dieser wird „nach hinten“ herausgenommen um die Metallkontakte nicht zu arg zu verbiegen.

Die vorbereiteten Zellen werden nun genau wie die originalen angeordnet und die Verbindungen wie beim Original hergestellt. Bei einem original Canon NP-E3 sind deutlich mehr Überstrom- und Temperatursicherungen verbaut als bei einem günstigeren Nachbauakku – diese Sicherungen sollten trotz des höheren Arbeitsaufwands auch wieder in dem nun neu bestückten Akku vorhanden sein.
Da sämtliche Verbindungen im Originalakku punktgeschweißt sind, bin ich diesen Sicherungen vorsichtig mit einem kleinen Seitenschneider zu Leibe gerückt und habe sie dann im neuen Akku verlötet.

Ich habe wegen der besseren Kontaktiermöglichkeit bis jetzt einmal „Eneloop“ und einmal „tecxus“ Zellen mit Lötfahnen benutzt. Direkt am Akku zu löten würde ich nur Personen mit Löterfahrung empfehlen, da ansonsten durch langes „braten“ der Akku schnell überhitzt und somit zerstört werden kann.
Die Lötfahnen sollten so kurz wie möglich sein, damit das gesamte Zellenpaket nicht unnötig dick wird. Außerdem darauf achten, dass die Lötfahnen zwischen zwei Zellen immer Richtung MINUS Pol gebogen sind. Dadurch kann bei einem Durchschmelzen der Zellenisolierung während des Lötens kein Kurzschluss entstehen.

Zum Anordnen der Zellen (diese „M“ Form) ist ein klein wenig Heißkleber hilfreich – klebt relativ schnell und lässt sich vor dem endgültigen Zusammenbau wieder gut ablösen. Eine flexible Verbindung ist beim Zusammenbau wichtig, da es sehr eng im Gehäuse zu geht.

Unbedingt noch auf die vorhandenen Isolierungen bei dem Originalakku achten! Die sollten auch wieder übernommen werden.
Insbesondere bei der Ladebuchse gibt es ansonsten einen „netten“ Kurzschluss auf die Zellen.

Wenn die Akkus in der richtigen Richtung verbunden worden sind und alle Sicherungen und Isolationen eingelötet bzw eingesteckt wurden, fehlen nur noch die Anschlusspins.
Bei MINUS sitzt der Pin direkt in Flucht mit der Zelle, bei PLUS muss man hingegen einen kleinen Versatz einbauen.

Bevor nun die gesamte Akkueinheit wieder ins Gehäuse eingebaut wird, wäre es jetzt mal an der Zeit die Spannung zu messen. Falls alles geklappt hat, müssen auf jeden Fall mehr als 12V angezeigt werden.
Beim Einsetzen und Schließen des Gehäuses sollte im Idealfall kein großer Kraftaufwand nötig sein.
Bei meinen Akkus ist es mir aufgrund des etwas dickeren Durchmessers der Zellen nicht gelungen das Gehäuse im Originalzustand belassen zu können. Aber eine grobe Feile und etwas Zeit helfen meist – man darf nur nicht zu viel wegfeilen…

Die Besten Ergebnisse beim Zusammenkleben habe ich mit 2 Komponenten Kleber gemacht – wenn dieser ordentlich ausgehärtet ist, hält das bombenfest und ist gut zu bearbeiten.

Hier Abgebildet ist der Originalakku von Canon. Man sieht gut die verschiedenen Sicherungen die man übernehmen sollte.

Leider habe ich wie immer beim Basteln vergessen, mehr Photos zu machen – beim Nächsten mal dann…

Die beiden umgebauten Akkus sehen zwar nicht so toll aus wie ein Original, halten dafür aber selbst bei Minustemperaturen deutlich besser die Spannung und haben zusätzlich mehr Kapazität. Es hat sich also wirklich gelohnt!

Am Rande notiert:
Der Erste NP-E3 den ich umbaute war ein billiger Noname-Nachbau Akku von „einem großen online Auktionshaus“ mit einer Kapazitätsangabe von 2100mAh.
Als ich diesen öffnete sah ich den Aufdruck auf den einzelnen Zellen… 1700mAh. Soviel dazu.

Viel Spaß beim Nachbauen!

Nachtrag 14.10.2012 Die Texcus Zellen zeigen ein beschleunigtes Entladeverhalten. Zwei Wochen nach Vollladung zeigt die Kamera wieder leer an ohne benutzt worden zu sein. Der noch ältere umgebaute Akku mit eneloop Zellen arbeitet einwandfrei. Die Wertung dieses Sachverhalts überlasse ich dem Leser…


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