350D CF Sockel Reparatur

Neulich kam ein Paket bei mir an in dem eine defekte Canon 350D lag. Es war nur ein einziger Pin des Compact Flash Steckplatzes abgebrochen und hat somit die komplette Kamera unbenutzbar gemacht. Da eine Reparatur im Fachhandel oder direkt bei Canon sich für diese Kamera nicht mehr gelohnt hätte (wirtschaftlicher Totalschaden quasi), habe ich mich bereit erklärt mein Glück mal dran zu versuchen. Das passende Ersatzteil lag auch schon im Paket und war für ca 1,50Euro in einem bekannten Online-Auktionshaus ersteigert worden.
Als Werkzeuge benötigte ich nur einen kleinen Kreuzschlitzschraubendreher, Pinzetten, Lötkolben und einen kleinen Seitenschneider. Spezialwerkzeug war für diese Reparatur nicht notwendig.

Zuallererst musste die Kamera geöffnet werden. Alle notwendigen Schrauben habe ich in roter Farbe gekennzeichnet. Wichtig ist, das man die Schrauben sortiert hält – es hat viele unterschiedlich lange Schrauben je nach lage der inneren Komponenten. Am Besten also eine Skizze der Kamera auf Papier malen und dort dann die entfernten Schrauben mittels Klebeband an entsprechender Stelle aufkleben.

An der Unterseite gibt es unter den 5 zu lösenden Schrauben eine, die deutlich länger ist. Diese gehört in die Nähe der Seriennummer, neben dem Batteriefach.
Wenn nun alle bis jetzt notwendigen Schrauben gelöst worden sind, muss die „Rückwand“ abgenommen werden. Hierzu vorsichtig an der Kante entlang mit wenig Kraft aufhebeln.
Vorsicht! In Verlängerung der *-Taste sitzt die einzige Gehäuserastnase bei dieser Reparatur – diese sollte beim Öffnen nicht zerstört werden!

Mit heruntergeklappter Rückwand sollte die Kamera dann ungefähr so aussehen wie in den Bildern unten gezeigt. Ich hatte ein paar Schrauben zuviel abgeschraubt, da ich nicht wusste welche wirklich notwendig waren. Vorsicht auf die Flachbandkabel! Diese nicht scharf knicken, sonst brechen die Leiterbahnen!

Jetzt kommt zum ersten mal der Lötkolben zum Einsatz. Die 7 rot markierten Stellen des gelb markierten Bleches müssen entlötet werden um noch zwei Nullkraftsockel darunter lösen zu können. Hier auch wieder Vorsicht walten lassen und keine Plastikteile verschmoren. An den 4 Ecken der Leiterplatte sind nochmals je eine Schraube zu lösen. Die Schrauben auf der rechten Seite haben einen leicht anderen Durchmesser als die auf der linken Seite!
Ohne dieses Blech hat man dann die Hauptplatine mit insgesamt 12 zu lösenden Nullkraftsockeln vor sich (rot markiert). Um diese zu lösen, leicht mit einer Pinzette die braunen bzw schwarzen Verriegelungen auf der Seite wo das Flachbandkabel rauskommt hochdrücken.
Der grün markierte Stecker wird einfach mit einer Pinzette nach oben hin angehoben – also Richtung des Betrachters.

Vor dem Entfernen der Hauptplatine muss jetzt noch eine versteckte Schraube gelöst werden. Diese befindet sich in der Nähe der USB Buchse und erfordert eine gewissermaßen zerstörerische Methode:
Mit dem Lötkolben habe ich ein kleines Loch in das Plastik des Kameragehäuses geschmolzen. Es war notwendig, da ich ansonsten keinen Schraubendreher ansetzen konnte. Keine Angst, dieses Loch ist hinter der Gummiabdichtung der Anschlüsse verborgen und somit von außen unsichtbar sobald die Kamera wieder zusammengebaut ist.

Wenn nun alle Nullkraftverbindungen und Schrauben gelöst wurden, kann die Hauptplatine vorsichtig herausgehoben werden. Vorsicht! Es hängt noch eine verbindung von hinten an der Platine, welche man erst nach dem rausnehmen lösen kann (rot markiert). Durch vorsichtiges hebeln am Stecker sollte sich dieser auch problemlos lösen lassen.
Ohne die Hauptplatine hat man einen fast direkten Blick auf die Rückseite des Sensors. Die Kamera wie sie jetzt vor uns liegt, am besten in einen ESD Beutel verpacken oder in Alufolie einwickeln damit kein Staub in die Kamera fällt.

Auf der Rückseite der Hauptplatine befindet sich nun auch der CF Schacht mitsamt der Auswurfmechanik.
Um diese zu entfernen, biegt man mit einer (oder besser zwei) spitzen Pinzetten die beiden Rastnasen nach außen und hebt die Metallkonstruktion wie im Foto gezeigt schräg nach oben weg. Um diesen Metallrahmen mitsamt Mechanik zu stabilisieren, habe ich eine CF Karte eingespannt – somit verstellte sich hier nichts und beim späteren Wiedereinsetzen war die Mechanik in Ursprungsposition.
Das Auslöten war mitunter das heikelste. Mit Lötzinn wurde der gesamte Anschlussbereich des Sockels verzinnt so das beim anschließenden Durchschneiden sämtlicher Verbindungen zu den Anschlusspins die Kräfte gleichmäßig auf alle Lötpads verteilt und keines sich von der Leiterplatte löst. Nachdem alle Verbindungen durchtrennt waren, konnte das Plastikteil entnommen werden und die „Lötzinnwurst“ vorsichtig mit Entlötsauglitze entfernt werden.
Fürs Einlöten braucht man einen sehr spitzen Lötkolben, sehr dünnes Lötzinn (mein 0,35mm Zinn war noch fast zu dick) und einige Erfahrung im SMD Löten ist auch hilfreich.

Zusammengebaut wird die Kamera dann wieder in exakt umgekehrter Reihenfolge. Wobei hier auch wieder besonders darauf geachtet werden sollte, die Flachbandkabel in die Nullkraftverbinder sauber und ohne verkanten einzusetzen. Hilfreich sind hier die vorgesehenen Löcher in den Leiterplatten wo man gut einhaken kann. Zwei Pinzetten sind auch hier wieder hilfreich.


Abschließend ist noch zu erwähnen das immer für eine gute Erdung gesorgt werden sollte – also ESD Armband tragen und auf einer ESD fähigen Arbeitsunterlage arbeiten. Sonst kann es schnell sein, dass der CF Schacht zwar repariert ist, die Kamera nun aber einen anderen Defekt hat…
Natürlich vor dem Öffnen der Kamera die Batterie, CF Karte und Objektiv entfernen – das würde nur stören und sogar weitere Defekte hervorrufen.


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