Verschlussgeschwindigkeit, Super-Sync und Fernauslöser

Neulich hatte ich eine interessante Unterhaltung mit Tilo Gockel von www.fotopraxis.net über Messmethoden zur Bestimmung der Verschlusslaufzeit im Hinblick auf die Blitztechnik Super-Sync. Da sich die Verschlussgeschwindigkeit nicht direkt messen lässt, mussten wir einiges Hirnen bis wir zu einer brauchbaren Messmethode gekommen sind.

Interessant war hierbei natürlich vor allem die Zeit die der Verschluss im Canon HSS (High Speed Sync) Modus benötigt.

Der Messaufbau stellte sich wie folgt beschrieben dar:
Als Kamera kam wieder die gute alte 1DsMkII zum Einsatz und auf der Kamera ein Speedlite 550EX im HSS Modus.
Mit einem Fotosensor am Blitz wurde eine die modifizierte Verzögerungsschaltung aus dem Eintrag „Wasser, Laser und Blitze“ angesteuert.
Die Kamera wurde auf einen hellen LED Strahler mit Konstantstromquelle gerichtet und fotografierte direkt auf die LEDs. Mittels der Verzögerungsschaltung wurde der LED Strahler für 80 Mikrosekunden angesteuert.
Um den Zeitpunkt zu bestimmen wann der Verschluss anfängt zu „laufen“ wurde die Verzögerungszeit nun so lange verändert, bis das nur ein sehr schmaler Streifen auf dem resultierenden Foto zu sehen war. Ähnlich wurde beim Ende verfahren.

Da bei Verschlusszeiten die kleiner als die maximale Synchronzeit sind, der Verschluss nur noch als schmale Öffnung über den Sensor geführt wird, kann man mit dieser Systematik mit ausreichender Genauigkeit die Zeit bestimmen die der Verschluss benötigt um den kompletten Sensor zu belichten. Mit dieser Technik wird nur die Dauer berücksichtigt die auch für die Belichtung maßgeblich ist. Eventuell vorhandene „blinde Laufzeiten“ fallen hier nicht an.

Die ermittelten Laufzeiten für ausgewählte Verschlusszeiten:

1/8000 Sek.:
ca. 3,124ms oder 1/320 Sek.

1/2000 Sek.:
ca. 3,408ms oder 1/293 Sek.

1/1000 Sek.:
ca. 3,952ms oder 1/253 Sek.

1/500 Sek.:
ca. 4,840ms oder 1/206 Sek.

1/320 Sek:
ca. 5,896ms oder 1/169 Sek.

Bei diesen Zeiten ist es auch nicht mehr so verwunderlich, dass selbst bei einer HSS Belichtungszeit von 1/8000 Sek. der Blitz ca. 9ms oder 1/111 Sek. lang leuchtet.
Der Verschluss fängt übrigens nahezu unabhängig von der gewählten Belichtungszeit immer ca. 1ms oder 1/1000 Sek. nach dem HSS Blitz an zu laufen.
Das resultierende Bild aus der Messung inklusive des zündenden YN560 auf voller Leistung sieht dann so aus

Hier erkennt man gut den Anfang der Belichtung, den dunklen Bereich in dem der Blitz noch nicht gezündet hat, und den Helligkeitsverlauf durch den abbrennenden Blitz.

Was mich hier überraschte war, dass das Bild nicht komplett vom Blitz belichtet wurde, da ja der Blitz erst etwas später zündet und der Verschluss schon am ablaufen ist. Dies habe ich so nicht erwartet weil die entsprechende Hardware bei Tilo einwandfrei für Super-Sync geeignet ist.
Diese Verzögerung des Blitzes musste irgendwo her kommen.
Ich tauschte auf Verdacht die Funkauslöser von den von Tilo zur Verfügung gestellten Yongnuo RF-602RX und TX auf meine Bowens Pulsare.

Yongnuo RF-602RX
Bowens Pulsar

Das Ergebnis hatte ich so nicht erwartet:
Vom Auslösen des HSS Blitzes bis zum Auslösen des YN560 vergingen mit den Yongnuo Funkauslösern ca. 1700 Mikrosekunden. Daher auch der schwarze Bereich im Bild. Bei den Pulsaren verringerte sich die Verzögerung auf unter 600 Mikrosekunden. Bei dem daraus resultierenden Bild sieht man allerdings, dass hier viel Blitzleistung verschenkt wurde und am Ende des Belichtungsvorgangs kaum mehr Blitzlicht zur Verfügung stand.

Mein persönliches Fazit zu Super-Sync:
Tolle Sache wenn es funktioniert, wenn es aber nicht funktioniert muss man allerdings viele verschiedene Faktoren (Kamera, Photosensor, Funkauslöser und Blitz bzw. Blitzleistung) berücksichtigen.
Meine Untersuchungen sind also noch nicht abgeschlossen, aber ich muss noch einiges Basteln damit Super-Sync auch bei mir einmal einwandfrei funktioniert.


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